Vor einigen Tagen haben wir bereits bekanntgegeben dass in der Saison 2019/20 mit Lidija Hepp und Rainer Hantusch die sportliche Führung der beiden ersten Mannschaften übernehmen werden.

Dies war Anlass genug für den Bergischen Volksboten und die Rheinische Post beide zum Interview zu bitten.

Interview im Bergischen Volksboten vom 05.03.2019

„Es ist Zeit für etwas Neues gekommen“

Nägel mit Köpfen haben die Verantwortlichen der Handball- Abteilung des TV Witzhelden in den vergangenen Wochen gemacht. Lidija Hepp wird neue Trainerin der Oberliga-Handballerinnen vom TV Witzhelden. Ab Sommer wird die 43-Jährige die Nachfolge des so erfolgreichen Sascha Pauly antreten.

Der Verein in Witzhelden steht vor einem großen Umbruch, da in beiden Mannschaften neue Trainer mit Ihrer Arbeit beginnen werden.
Was denken Sie darüber?

Lidija Hepp: Vielleicht passt der Spruch „Alles hat seine Zeit“ ganz gut. Und jetzt ist eben der Zeitpunkt für etwas Neues gekommen und ich freue mich sehr über das Vertrauen des Vorstandes, welches sie in mich gesetzt haben und mir die Möglichkeit geben, wieder als Trainerin aktiv zu werden, nachdem ich leider verletzungsbedingt nicht mehr selbst spielen kann. Ich persönlich empfinde es nicht als Umbruch sondern eher als Veränderung, denn das Gesicht der Mannschaft bleibt nahezu gleich und erhält nur eine andere Kommandobrücke.

Rainer Hantusch: Das beide Trainer zur gleichen Zeit wechseln, ist in meinen Augen Zufall. Schaue ich mir das Ergebnis der Neubesetzung an, kann ich von Glück reden, Lidija meine Trainerkollegin beim TVW nennen zu dürfen. Ich schätze Sie persönlich sehr und weiß wie akribisch sie arbeitet. Davon wird der Verein in hohem Maße profitieren. Der Umbruch, wie Sie ihn benennen, kommt aus meiner Sicht zum richtigen Zeitpunkt für die gesamte Abteilung.

Sie haben beide höher klassig gespielt und auch schon Erfahrungen im Trainerbereich gesammelt. Was ist denn im kleinen Witzhelden überhaupt möglich aus Ihrer Sicht?

Lidija Hepp: Für uns Frauen geht es sicherlich erst mal darum, uns nach dem Aufstiegsjahr in der Oberliga zu festigen und dort als hartnäckiger Gegner zu etablieren. Wenn man allerdings unsere zahlreichen Fans fragen würde, so könnten wir natürlich gerne jedes Jahr eine Aufstiegsparty feiern. Verdient hätten sie es allemal! Der Vorstand hält uns die Türen in alle Richtungen offen, wir haben überhaupt keinen Druck und wissen auch realistisch einzuschätzen, dass die Oberliga schon eine sinnvolle Spielwiese für uns ist.

Rainer Hantusch: Der Begriff „klein“ lässt sich in vielerlei Hinsicht anders  interpretieren. Wichtig zu sehen ist, dass beim TVW jeder Schritt in die richtige Richtung einer mit großer Bedeutung und Wirkung ist. Der Verein ist aus meiner Sicht bescheiden mit guter Organisation, von daher wird nicht zu befürchten sein, dass jetzt schon Planungen für die 2. Bundesliga in irgendeiner Schublade liegen. Das Vereinsleben, die Identifikation, dass Verstehen wie es funktioniert ist die Basis. Kommunikation habe ich im Gespräch mit Sponsor Klaus Evertz am gestrigen Tage vernommen, ist ein hohes Gut mit viel Potential. Es ist viel möglich im gesteckten Rahmen. Perspektivisch ist der Nachwuchs für die 1.Herrenmannschaft auch ein wichtiges Thema, welches ich zu Beginn bereits ansprechen werde. Die Damen stehen als Aufsteiger im vorderen Feld der Oberliga-Tabelle und können durchaus zufrieden sein mit dem bisherigen Saisonverlauf. Die Herren hatten ihren Meisterschaftsstart komplett in den Sand gesetzt und rennen von daher den eigenen Erwartungen hinterher.

Wie fällt denn eine Bestandsaufnahme über die aktuelle Leistungsfähigkeit aus Ihrer Sicht aus?

Lidija Hepp: Sascha Pauly hat phantastische Arbeit in Witzhelden geleistet, ihm gilt unser ganzer Respekt und Anerkennung. Auch für die Oberliga hat der die „Turmladys“ gut gerüstet, die Mannschaft steht da, wo sie absolut hingehört. Ein vorbildlicher Verlauf.

Rainer Hantusch: Die Mannschaft hat den Start vergeigt und mit der Enttäuschung aus dem Vorjahr im Hinterkopf nicht mehr zum richtigen Zeitpunkt die Kurve bekommen. Die Mannschaft ist personell gut aufgestellt, hat aktuell nicht die notwendige Konstanz und das Selbstvertrauen. Die Truppe kann deutlich mehr.

Und wo wollen Sie den Hebel ansetzen?

Lidija Hepp: Ich übernehme eine absolut intakte Mannschaft, die im individuellen Bereich sicherlich noch Luft nach oben hat. Die Weiterentwicklung des Umschaltspiels, die Minderung der Fehlerquote und die individuelle Förderung der technischen Fähigkeiten unserer jüngeren Spieler habe ich mir zur Aufgabe gemacht. Gerne würde ich mich auch über mehr Flexibilität auf den Rückraumpositionen freuen.

Rainer Hantusch: Ich kümmere mich derzeit intensiv um den Kader für die  nächste Saison. Die aktuell gut besetzte Truppe sinnvoll zu ergänzen ist meine Aufgabe. Ich werde versuchen, den Kader in der Breite zu erhöhen um die Trainingseinheiten effektiver nutzen zu können. Des weiteren ist es natürlich notwendig der Mannschaft so schnell wie möglich beizubringen, was ich auf dem Feld sehen möchte. Da bin ich jedoch sehr zuversichtlich, dass dies sehr gut und schnell klappen wird.

Das Damenteam glänzt seit Jahren mit einer großen Homogenität und Geschlossenheit. Der Kern spielt schon lange zusammen. Vorteil oder Nachteil aus Ihrer Sicht?

Lidija Hepp: Für mich ein totaler Glücksgriff und ein Vorteil von großem Wert. Die Mannschaft wird sich erst mal an meinen Führungsstil gewöhnen müssen, aber dafür gibt es ja die allseits geliebte Vorbereitungszeit. Trainerin und Mannschaft müssen immer zur Einheit werden und sich ein vertrauensvolles Miteinander erarbeiten. Wichtig ist mir, dass jede Spielerin die Rolle annimmt, die für sie bestimmt ist und jede dadurch ihr Bestes für die gesamte Mannschaft bereitstellt.

Es ist immer wieder vereinzelt von Unruhe um die Herrenmannschaft die Rede. Was bekommen Sie davon mit und wie wollen Sie diese Probleme angehen?

Rainer Hantusch: Da ich öfters in der Halle bin, bekomme ich natürlich etwas mit. Es ist jedoch ganz klar die Sache der Mannschaft und des aktuellen Trainers und nicht meine. Ich bin da, um mir die Partien und die Spieler anzuschauen, nicht um Bewertungen zu tätigen. Ich kümmere mich darum, wenn ich beginne. Die Damen haben in den vergangenen Jahren mit den  beiden Aufstiegen bis in die Oberliga für mächtig Furore gesorgt. Ist da nicht bald das Ende der Fahnenstange erreicht?

Lidija Hepp: Zunächst fangen wir im Juni erst mal wieder alle bei Null an. Wir werden den Kader größer aufstellen und im zweiten Oberliga-Jahr zeigen  müssen, dass wir immer ein ernst zunehmender Gegner sind. Unsere  Heimspiele sollen stets das kämpfende Gesicht der Mannschaft zeigen und weiterhin für Begeisterungen bei unseren vielen Fans sorgen. Die Stimmung wird uns auch im nächsten Jahr durch die Oberliga tragen und einen  beachtlichen Heimvorteil für uns darstellen. Die „Turmarena“ ist ja mittlerweile schon kein Marketing-Gag mehr sondern eine charaktervolle Institution im Dorf geworden. Ob und wann dort die nächsten Aufstiege gefeiert werden, lässt sich nicht planen und ist auch seitens des Vorstandes kein Muss aber ein gern genommenes Kann.

Die Herren spielen seit Jahren in der Bezirksliga herum. Herr Hantusch, wie sieht denn Ihre genaue Zielsetzung aus?

Rainer Hantusch: Das der Verein seit Jahren aufsteigen möchte, ist aus meiner Sicht jedem im Umfeld bekannt. Viele Faktoren sind da anzuführen, warum wieso weshalb es nicht funktioniert hat. Meine Priorität liegt zunächst darin eine Mannschaft zu formen, die dem Namen auch gerecht wird. Dies ist  das Fundament auf dem eventuelle Erfolge aufgebaut werden können.

Gibt es gemeinsame Aufgaben und Ziele, die Sie angehen werden?

Lidija Hepp: Rainer und ich werden uns natürlich in allen Belangen unterstützen und austauschen, was vor allem organisatorische Dinge angeht. In der Vorbereitung wird es im Athletikbereich die ein oder andere gemeinsame Trainingseinheit geben. Es sollte aber auch mit allen anderen Mannschaften beim TVW das Ziel sein, enger miteinander zu kooperieren und sich auszutauschen, und gerade wir als Trainer sind da schon das erste Bindeglied zwischen den Mannschaften, die hier beispielhaft vorangehen sollten.

Rainer Hantusch: Da Lidija und ich uns privat gut kennen und ich Sie sehr schätze, wird es in der gemeinsamen Arbeit beim TVW natürlich Themen  geben, die wir gemeinsam angehen werden. Welche das sein werden, wird man genau sehen. Ein enger Austausch und eine gute Bindung ist für mich selbstredend. Klar sollte sein, dass wir beide eine klare Vorstellung davon  haben, was wir wollen. Aus meiner Sicht sind wir da auch nicht weit auseinander. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.

 

 

Das Interview  führte Ralf Paarmann für den Bergischen Volksboten.
Interview in der Rheinischen Post vom 06.03.2019

„Wir haben ein tolles und verrücktes Publikum“

Frau Hepp, Herr Hantusch, Sie habenbeide in Ihren Handball-Karrieren viel erlebt und kommen jetzt ins kleine Höhendorf. Was erwarten Sie von Ihren neuen  Aufgaben?

Lidija Hepp: Ich übernehme eine völlig intakte Mannschaft in einem gesunden Verein, in dem unheimlich viele engagierte, fröhliche, lustige und offene Menschen  mir eine tolle Plattform bieten, wieder als Trainerin tätig zu sein.

Rainer Hantusch: Der Verein ist gut organisiert und hat in meinen Augen eine sehr positive Außenwirkung. Die neue Aufgabe reizt mich sehr, am liebsten würde ich sofort beginnen. Natürlich hoffe ich, durch meine Erfahrung zum Erfolg des Vereins beitragen zu können.

Wie leistungsstark sind die Teams des TVW?

Hepp Die Mannschaft gehört genau da hin, wo Sascha Pauly sie in den zurückliegenden Spielzeiten geführt hat. In der Oberliga können sich Talente wie Louisa Lubberich wunderbar entwickeln und die routinierteren Spielerinnen ihre  Erfahrung ausspielen. Das soll auch unser Erfolgskonzept bleiben.

Hantusch Eine detaillierte Analyse wäre zum jetzigen Zeitpunkt unpassend und respektlos. Die Mannschaft ist gut aufgestellt und hat viel Potenzial – nicht nur  spielerisch. In der aktuellen Saison habe ich schon viele tolle, aber auch einige eher bescheidene Spiele gesehen.

Wo wollen Sie den Hebel ansetzen?

Hepp Im Damenhandball erlebe ich immer wieder, dass die Quote an  technischen Fehlern enorm hoch ist. Hohes Tempo bedeutet leider oft auch eine hohe Fehlerquote. Beispielhaft dafür sind Bälle, die quer durch die Halle fliegen und auf der anderen Seite im Aus landen. Ich lege Wert auf ein diszipliniertes Umschalt- sowie Konterspiel und möchte die Mannschaft so entwickeln, dass  sie den Fokus auf das schnelle Spiel nach vorne legt, aber die Fehlerquote  dabei so niedrig wie möglich hält.

Hantusch Ich priorisiere eine deutlich schnelleres Spiel. Die Mannschaft hat  dafür die geeigneten Spieler und es ist auch für die Zuschauer attraktiv. Der  Mannschaftsgeist hat Vorrang. Diesem Gedanken ist alles unterzuordnen.  Funktioniert die Basis, fallen alle anderen Themen weitaus leichter und  erledigen sich beinahe von selbst. Bis dahin liegt aber noch viel Arbeit vor uns.

Die Damen haben in den vergangenen Jahren mit den beiden Aufstiegen bis in die Oberliga für Furore gesorgt. Ist nicht bald das Ende der Fahnenstange  erreicht?

Hepp Wenn ich nach der Stimmung bei den Fans in der Halle gehe, dann könnten ruhig noch Aufstiege bis in die Bundesliga folgen. Wir haben ein  wahnsinnig tolles und verrücktes Publikum. Unseren Fans würde ich gerne  weitere Aufstiege schenken. Die Tür nach oben wird seitens des  Abteilungsvorstands offengehalten, aber wir wissen auch, dass das zweite Jahr in einer neuen Liga immer schwierig sein kann. Wir möchten uns zunächst in  der Oberliga etablieren und unsere Hausaufgaben machen. Alles weitere wäre ein schier unglaublicher Bonus.

Die Herren spielen seit Jahren in der Bezirksliga. Herr Hantusch, wie lauten Ihre Ziele?
Hantusch Priorität ist, eine Mannschaft zu formen, die diesen Namen auch  verdient hat. Alles andere ergibt sich von allein.

 

Das Interview führte Fritz Anders und erschien in der Rheinischen Post.

Stationen als Spielerin

TSV Bayer 04 Leverkusen (Regionalliga/1. Bundesliga)

HG Remscheid

HSV Gräfrath II

TV Witzhelden

Stationen als Trainerin

TuS Wermelskirchen

STATIONEN als Spieler

TV Refrath

VfL Gummersbach

TuS Niederpleis

TV Forsbach

TV Jahn Wahn

TSV Bayer Dormagen

SG Solingen (beides 2. Bundesliga)

TG Hilgen

BergischePanther

TV Leichlingen

STATIONEN als Trainer:

BERGISCHE Panther

VFL Eintracht Hagen